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Radtour Berlin Marzahn

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Die Wettervorhersage versprach 25° an diesem Samstag im Mai, ich war früh auf den Beinen und unterwegs nach Marzahn. Ich war wirklich gespannt. Meine Vorstellung beschränkte sich auf Hochhäuser und die Bockwindmühle, an der ich schon öfter vorbeigefahren bin. Aber nachdem es in Hohenschönhausen ja schon so schön war, freute ich mich auf die Radtour mit meinem neuen Fahrrad.

10 Uhr morgens. Ich fuhr mit der U5 nach Biesdorf Süd. Die Zahl der Menschen in der durchgängingen U-Bahn konnte ich an zwei Händen abzählen. Ich liebe das, so früh auf den Beinen zu sein (schlafe aber auch genauso gerne aus). In Biesdorf Süd angekommen war ich die einzige, die dort ausstieg, und auch gleichzeitig die einzige auf dem ganzen Bahnhof. Irgendwie gruselig.

Radtour Berlin Marzahn

Nördlich des Bahnhofes befindet sich der Biesdorfer Baggersee. Ein kleiner idyllischer Badesee umgeben von Einfamilienhäusern. An der Uferwiese stehen Holzliegen, die original Samstag morgen um 10 Uhr bereits alle belegt waren. Die Biesdorfer ließen sich hier in Bikini und Badehose die Sonne auf den Pelz scheinen. Ein bisschen wie auf Malle. Ob die ihre Handtücher abends schon hinlegen?

Über den Grabensprung geht es Richtung Alt-Biesdorf. Diese Siedlung versprüht echtes Kleinstadt-Idyll. Einfamilienhaus reiht sich an Einfamilienhaus und auf dem Sportplatz des VFB Fortuna Biesdorf spielten die Kids gerade Fußball.

Auf der Straße Alt-Biesdorf kann man noch den historischen Dorfkern erkennen. Die Straße teilt sich in der Mitte, wo die Dorfkirche Biesdorf aus dem 13. Jahrhundert thront. Diese Straße war ab 1932 ein Abschnitt der Reichsstraße 1 von Aachen nach Königsberg. Und auch heute ist sie eine viel befahrene Straße auf dem Weg in den Osten. Voll und laut. Also lieber gleich weiter Richtung Norden.

Radtour Berlin Marzahn

An der nächsten Querstraße rechts und dann geradewegs zum Schloss Biesdorf. Wie so oft hatte ich auch hier das Glück, dass das Schloss gerade saniert wird (Foto rechts Creative Commons von Wikimedia). Dieses Gutshaus wurde Ende des 19. Jahrhunderts errichtet und zwischenzeitlich von der Familie Siemens bewohnt.

Ich fuhr einmal quer durch den Schlosspark Richtung Blumberger Damm. Auf einer Radtour durch Marzahn darf die Lebensader des Bezirks wohl nicht fehlen. Das Fahrradfahren ist hier aus Mangel an einem Fahrradweg allerdings nicht so toll.

Am S Wuhletal fuhr ich auf den Wuhletalweg. Hinweis: Der Anfang ist nicht so leicht zu finden. Es ist ein etwas steiler Trampelpfad. Die ersten Meter verlaufen auch über Stock und Stein. Ich hatte etwas Angst um meine Reifen, die noch nicht unplattbar sind. Ging aber alles gut und ab Cecilienstraße wurde es auch ein wunderbar befestigter Radweg. Top!

Radtour Berlin Marzahn

Ich fuhr immer weiter entlang der Wuhle, die man aber kaum zu sehen bekam. Dennoch ein schöner Radweg. Irgendwann konnte ich dann schon die neu gebaute Seilbahn der Gärten der Welt für die IGA 2017 sehen. Ein kleines Stück weiter fuhr ich dann auf der Eisenacher Straße zu den Gärten der Welt. Ich parkte mein Fahrrad auf dem Fahrradparkplatz (sehr vorbildlich, am Tierpark habe ich danach vergebens gesucht) und spazierte durch den Park. Die Hälfte war aufgrund von Bauarbeiten im Zuge der IGA leider gesperrt. Dennoch ist es ein ganz schöner Park mit vielen Liegewiesen für Picknicks. Schön finde ich auch die Stühle und Liegen, die mich an den Jardin du Luxembourg in Paris erinnerten und die man sich nach Belieben in die Sonne oder den Schatten schieben kann. Ich hab sogar jemanden sonnenbaden gesehen – nur in Badehose bekleidet 🙂 Sonst fehlten mir hier irgendwie Blumenbeete. Nachdem ich im Keukenhof bei Amsterdam war, bin ich wohl einfach verwöhnt.

Danach ging es immer weiter entlang der Wuhle. Hinter dem großen Ahrensfelder Berg fuhr ich dann über eine kleine Holzbrücke über Felder und Wiesen. Am Horizont grasten irgendwo Kühe.

Radtour Berlin Marzahn

Über die Havemannstraße fuhr ich dann auf einem Radweg durch die Wohngebiete. Auch insgesamt muss ich sagen, dass mich Marzahn mit seinen Radwegen überrascht. Es gibt fast überall welche, wenn auch teilweise etwas marode, aber immerhin. Dieser war ein ausgewiesener Radweg, also keiner dieser Wege, wo sich Fußgänger und Radfahrer den Weg teilen müssen und man eigentlich kaum voran kommt. Dieser war wirklich herrlich und links und rechts auch häufig begrünt.

Man fährt neben der Straßenbahn, die mir auf dem Weg durch Marzahn immer wieder begegnet. An der Max-Herrmann-Straße fuhr ich rechts zum Bürgerpark Marzahn.

An der Raoul-Wallenberg-Straße hab ich dann einen kleinen Schlenker gemacht. Dieses unscheinbare Haus dort bietet seit neuestem eine kleine Attraktion in Marzahn. Die Aussichtsplattform Skywalk mit einem tollen Blick über Berlin. Begehungen (Di 10-12 Uhr, Do 14-16 Uhr, Sa 10-12 Uhr) jedoch nur nach Voranmeldung beim degewo-Kundenzentrum Marzahn (030-264 85 25 88, marzahn@degewo.de).

Ich kam zu spät und überhaupt unangemeldet und fuhr weiter auf der Raoul-Wallenberg-Straße zur Landsberger Allee. Hier thront die alte Bockwindmühle Marzahn wie aus einer anderen Zeit auf dem kleinen Hügel. Dahinter führt ein kleiner Weg entlang und mein Blick fiel gleich auf eine Reihe alter Bauernhäuser. Wahnsinn. Ich gelangte zum Dorfanger Alt-Marzahn mit Dorfkirche und wunderbaren Gutshäusern. Ein Traum mitten in Marzahn, mitten in Berlin. Ein wahres Kleinod. Ich war mal wieder in meinem Element und fragte mich mal wieder „Warum war ich hier noch nie?“.

Radtour Berlin Marzahn

Gleich links lachte mich das Landhaus Marzahner Krug an. Mein Magen meldete sich bereits und so setzte ich mich an einen der Tische draußen. Es gibt zünftige deutsche Küche und kühles Bier.

Gastro-Tipp: Landhaus Marzahner Krug, Alt-Marzahn 49, 12685 Berlin

Schnell fiel auf wie ruhig es hier doch ist. Die Landsberger Allee ist nicht weit entfernt und doch war Vogelgezwitscher das einzige Geräusch weit und breit. Man sieht hier auch kaum Hochhäuser und könnte meinen, man befindet sich irgendwo in Brandenburg. Zu schön.

Nach einer deftigen Pause fuhr ich zum Ende auf den Rebhuhnweg. Ein Stück die Straße herunter geht rechts ein Fuß- und Radweg ab. Hier fuhr ich geradewegs zum Springpfuhlpark. In der Mitte befindet sich der gleichnamige See. Und man kann ja von Plattenbauten halten, was man möchte, aber die umliegenden Bewohner haben wohl alle einen ganz zauberhaften Ausblick auf Park und See. Da sucht ein Prenzlberger Hinterhof-Bewohner doch vergebens nach.

Radtour Berlin Marzahn

Weiter fuhr ich über die Allee der Kosmonauten und die Beilsteiner Straße. Hier entstehen gerade viele Einfamilienhäuser. An der Kröver Straße rechts zur Alten Börse, welche 2013 eröffnete. Auf dem weitläufigen Gelände mit alten Bäumen und vielen Backsteinbauten arbeiten heute Künstler. In der hauseigenen Brauerei gibt es das selbstgebraute „Marzahner“ Bier sowie Kaffee und Snacks. Dieses ganze Areal könnte genauso gut im hippen Neukölln und Friedrichshain stehen, aber es ist mitten in Marzahn.

Nach ein paar Schlenkern bin ich am Ende meiner Tour am U Tierpark angekommen. Ich muss sagen, in Marzahn tut sich was. Muss der Bezirk mit seinen Großsiedlungsbauten noch oft gegen das Negativ-Image ankämpfen, hat sich mittlerweile zwischen Plattenbauten, Einfamilienhaussiedlungen und Industriegebieten eine lebendige Kultur entwickelt. Das gefällt mir. Dazu viel grün und Radwege allerorten. Hier lässt es sich gut sein.

 

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Mehr Informationen

Foto Schloss Biesdorf: Triebkraft, Wikimedia Creative Commons

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Kommentare:

  • 6. Juni 2016

    Wieder mal erstaunlich, wie vielseitig unsere Stadt ist. Berlin wird einfach nie langweilig. Schöner Bericht. Und endlich mal ein Tip, wie man die Sehenswürdigkeiten außerhalb der City erkunden kann. Danke.

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  • 5. Juli 2016

    Ja die Gegend sieht echt toll aus. Da werd ich auch mal ne Tour Fahren.
    Danke für den Tipp.

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  • 16. Juli 2016

    Wusste garnicht, dass Marzahn so schön ist 🙂 Komme vom Süden Deutschlands (Bodensee 😉 ) Aber deine Fotos machen Lust auf mehr 🙂

    Danke für den Artikel

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  • 3. August 2016

    Ich bin auch gerade ziemlich überrascht. Ich war beruflich ein mal in Marzahn und habe da wirklich nur die Plattenbauten wahrgenommen, die ja auch auf deinen Bildern im Hintergrund zu sehen sind. Aber das Grüne, die schönen Bauten und der See sehen wirklich klasse aus!

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  • eddy

    26. September 2016

    Schöne Bilder. ..danke für das Info…endlich raus aus X-Berg.

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  • 26. September 2016

    Das hört sich richtig idyllisch an. Es lohnt sich doch immer, neue Ecken mit dem Rad zu erkunden. Danke, dass. Du die überraschend schönen Seiten von Mahrzahn gezeigt hast.

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  • 22. April 2018

    Die tollen Touren werde ich mir merken und evtl. auch mal abfahren.

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